Brücke über das Reichenbachtal
Rund einen Kilometer lang, knapp dreißig Meter breit und bis zu sechzig Meter hoch ist die Brücke im Thüringer Wald, die als Autobahnbrücke der A 71 das Reichenbachtal überspannt.Das Vorhaben der Planer, in die reizvolle Landschaft ein harmonisch proportioniertes Brückenbauwerk einzubetten, wurde dadurch erleichtert, dass das Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW) seine Vorgaben lockerte: Ursprünglich waren bei Autobahnbrücken grundsätzlich für jede Richtungsfahrbahn getrennte Überbauten vorgegeben. Vor allem bei Talbrücken wirkt dies jedoch gestalterisch unbefriedigend, da die bei zweiteiligen Überbauten vorhandenen Pfeilerpaare das Tal optisch „verbauen“.
Seit 1997 sind für Stahlverbundüberbauten unter bestimmten Voraussetzungen einteilige Querschnitte erlaubt. So gehört die Reichenbachtalbrücke zu den ersten Großbrücken in Deutschland, die mit einem einteiligen Verbundquerschnitt ausgeführt wurden. Ihre fünf etwas weiter spannenden Mittelfelder besitzen Vouten, während zu den Widerlagern hin die Trägerhöhe konstant bleibt. Die seitlichen Streben, die die beidseitig weit auskragende Fahrbahn unterstützen, folgen dieser Form schwungvoll. Der Stahlüberbau der Brücke weist einen Trogquerschnitt auf und wird mittels Querrahmen mit Diagonalen im Abstand von fünf Metern ausgesteift. Diese Elemente übernehmen in Verbindung mit den oben liegenden Zugbändern zugleich die Abtragung der Vertikallasten der mittleren Plattenunterstützung und der Auflagerkräfte aus der Strebenkonstruktion auf den Stahltrog.
Bei der Gestaltung der dreizehn unterschiedlich hohen Pfeiler legte man Wert auf Ausgewogenheit. So wurde der Pfeileranzug unabhängig von der Höhe der Stützen auf 1:70 festgelegt. Im Bereich der Pfeilerköpfe verbreitert sich der Querschnitt in beiden Richtungen auf einer Höhe von vier Metern im parallelgurtigen und von fünf Metern in den gevouteten Bereichen. Diese Formen und Proportionen sind es, die zusammen mit der gewählten Farbigkeit – eine Kombination aus Sichtbeton und rostrot lackiertem Stahl – ein harmonisches Gesamtbild schaffen, das sich elegant ins Landschaftsbild einfügt.