Umbau Hölderlinhaus

Für Peter und Lochner begann dieses Projekt mit dem Wettbewerbsverfahren im Jahr 2018 gemeinsam mit Aldinger Architekten. Es entstand das Konzept, das Gebäude zugleich zurückzuführen und weiterzubauen. Auf den Sockelgeschossen und dem historischen Gewölbekeller, umschlossen von Wänden aus Hölderlins Zeit, entstand im Haus-im-Haus Prinzip ein moderner Holz-Hybridbau.

Die historischen Fachwerkwände im Erd- und Obergeschoss werden durch neue Brettsperrholzwände ergänzt, die neuen Geschossdecken werden als Holzbetonverbunddecken ausgeführt. Die Gebäudeaussteifung übernehmen die in Sichtbeton ausgeführten Treppenhauskerne sowie der Aufzugschacht. Es war mit herausfordernden Bauzuständen umzugehen, die aus der steilen Hanglage in Verbindung mit der Erfordernis, den neuen Aufzugschacht bis in die Untergeschosse zu führen, entstanden.

Der älteste Gebäudeteil aus dem Jahr 1620, der sanierte Gok’sche Keller wird als Veranstaltungsraum der Öffentlichkeit zugänglich sein. Verborgen bleibt hier dem Besucher die oberhalb des Gewölbes angeordnete Abfangekonstruktion für die aufgehenden Geschosse. Sichtbar dagegen: Der neue Eingang in den Gok’schen Keller von der Neckarsteige aus. Das neue Stahlbetongewände eingefügt im historischen Mauerwerk aus Sandstein.

Holzbaupreis BW 2024

Am 02.05.2024 wurde das Hölderlin Haus in Nürtingen mit dem Holzbaupreis Baden-Württemberg 2024 ausgezeichnet. Unter feierlichem Rahmen wurde der Preis im Graf-Zeppelin-Haus in Friedrichshafen verliehen. Unter 98 Einreichungen wurden 13 Projekte für den Holzbaupreis nominiert.

Die Jury würdigt das Hölderlin Haus mit folgendem Text:

„Ein Haus in der Stadt, so wie es schon immer dort gewesen zu sein scheint. Nichts Besonderes oder Außergewöhnliches scheint den Mauern innezuwohnen, lediglich der gute Zustand spricht von einer kürzlichen Sanierung. Und wirklich: Eine Sanierung hat es gegeben. Allerdings sollte man vielleicht nicht nur von einer Sanierung sprechen, sondern von einer Neuerschaffung. Hinter den alten Mauern findet sich eine komplett neue Konstruktion aus großformatigen Holzelementen. Eine Schatzkammer wurde geschaffen, die so nur mit modernster Holzbautechnik möglich ist. Eine Innovation, die nicht marktschreierisch daherkommt, sondern sinnhaft und sinnlich mit eigener Sprache Neues mit Altem verschmelzen lässt. Dem Dichter Hölderlin, der in den Mauern einst wohnte und dem heute in dem Haus gedacht wird, ein leiser Riese der Sprache, wird mit einem in die Zukunft weisenden architektonischen Gedicht geantwortet. Was mehr kann Architektur leisten….“

Architektur: Aldinger Architekten Planungsgesellschaft mbH Freie Architekten BDA Stuttgart
Tragwerksplanung: Peter und Lochner Beratende Ingenieure im Bauwesen GmbH Stuttgart
Bauherrschaft: Stadt Nürtingen Gebäudewirtschaft
Holzbau: Holzbau Moser KG Salach
Brandschutz: wurm Gesamtplanung Architektur Ingenieur Sachverständiger PartGmbH Ravensburg

Fotos: Roland Halbe