Mehrkammersilo Schapfenmühle

Ulm, 2005
Getreidesilo Schapfenmühle, Ulm
Getreidesilo Schapfenmühle, Ulm
Getreidesilo Schapfenmühle, Ulm
Getreidesilo Schapfenmühle, Ulm
Getreidesilo Schapfenmühle, Ulm
Getreidesilo Schapfenmühle, Ulm
Getreidesilo Schapfenmühle, Ulm

Am nördlichen Eingang von Ulm, gelegen an einer der topographisch höchsten Stellen der Stadt, kommt dem neuen Getreidesilo der Schapfenmühle städtebaulich eine wichtige Bedeutung zu. Dies stellte erheblich höhere Anforderungen an die Gestaltung des 115 m hohen Turms als bei einem üblichen Industriebau. In enger Abstimmung zwischen Bauherr, Architekt und Stadt wurde deshalb eine Verkleidung aus vorgehängten Fassadenelementen in einem Raster von 3 x 3 m gewählt, die auf der Süd- und Ostseite zusätzlich mit Photovoltaikmodulen ergänzt sind.

Doch auch in technischer Hinsicht war das Bauwerk für die Planer eine spannende Herausforderung: Da das Mehrkammersilo in unmittelbarer Nachbarschaft der bestehenden Mühlengebäude auf begrenztem Baufeld – seine Grundfläche misst nur 16,65 x 10,13 m – zu erstellen war, musste es zwangsläufig in die Höhe wachsen. Zwar ist es durchaus üblich, dass die Höhe der Silozellen deutlich größer als ihre Querschnittsabmessungen ausfällt; bei der Schapfenmühle wurde dieses Prinzip jedoch auf die Spitze getrieben, sodass bei rund 3 x 3 m Grundrissfläche 9 der 27 Getreidezellen eine Höhe von 90 m aufweisen. Dadurch entstanden zum einen ganz neue Bedingungen für die technische Ausrüstung des Silogebäudes, die eine Weiterentwicklung der bis dato lieferbaren Anlagentechnik erforderten.

Zum anderen verursachte diese Bauweise sehr hohe Vertikallasten auf engstem Raum; da kaum Platz für einen Fundamentüberstand blieb, wurde das Getreidesilo trotz des felsartigen Untergrundes auf 27 Großbohrpfählen mit 1,20 m Durchmesser und ca. 19 m Länge gegründet, die direkt unter den tragenden Wänden und Stützen angeordnet sind. Gleichzeitig mussten die Silokammern und Betriebsräume so neben- und übereinander platziert werden, dass die Vertikallasten gleichmäßig abgetragen werden konnten und zugleich optimale Arbeitsabläufe möglich waren.

Um möglichst rasch und wirtschaftlich bauen zu können, entschieden sich die Ingenieure sich für die Gleitbetonbauweise mit nur einer einzigen Gleitunterbrechung auf einer Höhe von 45,50 m. Bei dieser Art der Betonage kommt es wegen einer kontinuierlichen Gleitgeschwindigkeit, guten Bewehrungsverteilung und durchwegs hochwertigen Betonqualität auf eine optimale Abstimmung der Wanddicken an; die Wahl fiel daher auf 30 cm für die Umfassungs- und 25 cm für die Innenwände. Daraus ergab sich ein ausgewogener Querschnitt, der beim Einbau von durchschnittlich 0,6 t Betonstahl und 5,7 m³ Beton je Stunde eine Gleitgeschwindigkeit bis zu 4 m am Tag bei gleichzeitig vorbildlicher Betongüte ermöglichte.