Fuß- und Radwegbrücke Tübingen

Tübingen-Nehren, 2010
Fuß- und Radwegbrücke

Der Ausbau der B27 südlich von Tübingen zu einer vierspurigen Straßen ist seit Jahrzehnten eines der wichtigsten Straßenbauprojekte des Bundeslandes Baden-Württemberg, denn hier zwischen Dußlingen und Bodelshausen ist sie ein zweispuriges Nadelöhr. Ein erster Teilabschnitt konnte 2014 mit der untertunnelten Ortsdurchfahrt durch Dußlingen und dem weiteren Ausbau bis etwa zur Höhe der Gemeinde Nehren fertiggestellt werden. Im diesem Zuge war es notwendig, für die Fußgänger und Radfahrer in dieser eher ländlich geprägten Landschaft eine Überquerungsmöglichkeit über die vielbefahrene Straße zu schaffen.

So planten Peter und Lochner zusammen mit Roland Bogenrieder von arch22 Architekten bei der Ausfahrt Nehren eine Brücke, die nicht nur das Überqueren ermöglicht, sondern auch eine gut sichtbare Wegmarke für die Autofahrer darstellt. Ihr finales Design ist das Ergebnis eines Vergleichs mehrerer Varianten: Da unter der Brücke nur ein schmaler Zwischenstreifen für eine Stütze zur Verfügung steht, musste eine minimale Bebauung gefunden werden, die zudem hohe Anforderungen an den Anprallschutz gewährleistet. So haben die Planer hier einen statisch optimierten und schlanken Pylon platziert, an dem die Brücke abgehängt ist und der gleichzeitig als Auflager für die Brücke dient. Er ist konstant 60 cm breit und parallel zur Fahrbahn gestellt.

Die Abhängungen mit eleganten Gabel-Bolzen-Verbindungen und einem Rundstahl (D=72 mm in S460N) sind an dem Fahrbahnträger über angevoutete Kragarme etwa in den Viertelspunkten an der Außenseite angebracht. Zum statischen Ausgleich dieser beiden Außenaufhängepunkte ist die mittlere Unterstützung bewusst am inneren Rand des 150 cm breiten und 65 cm hohen Stegs angeordnet. Der Überbau ist zur Aufnahme der Torsionsmomente und zur Minimierung der Verdrehungen in einem Beton C45/55 ausgeführt. Die gesamte Brücke formuliert im Grundriss einen langgezogenen, fast viertelkreisförmigen Kreisbogen, der sich nicht nur durch die Nutzung und den zur Verfügung stehenden Raum ergibt, sondern der auch die Längenänderungen aus den Temperaturschwankungen sowie das Schwinden aufnimmt. Anvoutungen zu den Widerlagern hin sowie die integrale Bauweise ohne Fugen ergeben ein wirtschaftliches und robustes Bauwerk mit hoher Nachhaltigkeit.